Internet- und Videospielsucht: Was tun?
Von Laslo Pribnow
Während die Wissenschaft sich noch streitet, ab wann jemand internetsüchtig ist, habe ich diese Frage für mich beantwortet: Meine Mediensucht ist ein über Jahre hinweg antrainiertes, destruktives Konsumverhalten, über das ich die Kontrolle unwiederbringlich verloren habe.
Mediensucht schließt folgende Unterpunkte zusammen: exzessives Computerspielen, Chatten, Serien (Binge Watching), exzessives Recherchieren, Fernsehen (Online TV), Lesen, Informationssucht.
Glücksspiel, Kaufsucht und Pornosucht können wohl im Internet ausgelebt werden, sind aber eigene Störungsbilder.
Die Mediensüchte vereint, dass sie in erster Linie der Realitätsflucht dienen und oft in Verbindung mit einem gestörten Selbstbild und Depressionen Hand in Hand gehen.
Was kann ich machen, wenn ich internetsüchtig bin?
Hilfe in Anspruch nehmen.
Selbsthilfegruppen, Therapeuten, Suchtberatungsstellen. Menschen die Verständnis haben und sich mit dir und dem Thema befassen sind das wichtigste auf dem weg zu einem besseren Umgang mit den Medien. Ich habe oft erlebt, dass die gleichen Menschen, die sich gut vorstellen können wie es ist, von Alkohol abhängig zu sein, sich überhaupt nicht vorstellen können, dass man nicht vom computer weg kommt. Geduld mit sich selbst und Hilfe von Experten machen die Lösung des Problems mit dem Computer leichter. Es ist schon schwer genug.
Was, wenn mein Kind computerspielsüchtig oder internetsüchtig ist?
Wenden Sie sich in diesem Fall unbedingt an Experten. Wenn Ihr Kind zu viel spielt und Sie nicht mehr an es herankommen, kann das viele Gründe haben und es gibt kein Patentrezept. Folgende Fragen sind wichtig und sollten Sie gemeinsam mit Sozialpädagogen oder Therapeuten stellen:
- Ist es nur eine Phase oder ein krankhafter Zustand?
- Warum sucht mein Kind Ablenkung am Rechner?
- Wie kann ich die Beziehung zu meinem Kind verbessern?
- Wie geht es mir selbst damit?
Erst nach einer Beantwortung dieser Fragen kann sich ein Bild ergeben, auf welches man reagieren vermag.
Verbote bringen nichts und können sogar kontraproduktiv sein, wenn sich das Kind dann ihrer Kontrolle entzieht. Gefühlvolles kommunizieren und gemeinsames Agieren von Eltern und Kind sind unabdingbar.
Selbsttest – bin ich vielleicht internetsüchtig?
- Wenn ich nicht im Internet bin, denke ich öfters daran, wie es wäre, jetzt online sein zu können.
- Ich fühle mich online viel mehr wertgeschätzt und angenommen als offline.
- Ich habe schon Treffen mit Freunden und Hobbys verschoben, um länger online sein zu können.
- Ich habe schon Dinge, die mir wichtig sind, verloren, weil ich nicht aus dem Internet weggekommen bin.
- Vieles, das mich vom online sein abhält, ist sehr lästig. Ich überlege manchmal, wie mich der Alltag beim online-sein stört.
- Wenn ich mir vornehme, weniger online zu sein, hält das nicht lange vor.
- Ich bin auch online, wenn es eigentlich unangebracht ist.
- Wenn ich einmal online bin, komme ich nur schwer zu einem Ende.
Wenn drei dieser Aussagen, die Ihren sein könnten, dann rate ich Ihnen, sich mal an eine Beratungsstelle zu wenden. Dort wird dann mit Ihnen erarbeitet, ob sich ihr Konsum noch in Maßen bewegt, oder Sie vielleicht doch ein Problem haben könnten. Wichtig ist aber, einen Fachmann aufzusuchen! Bei einer Suchtberatung gibt es solche und die Beratung ist kostenlos.
Laslo Pribnow ist ob seiner eigenen Erfahrungen Experte und Vortragsredner für Computerspiel- und Internetsucht, auch Mediensucht genannt. Er war viele Jahre abhängig – erfahren Sie mehr über Laslo Pribnow. In seinem Vortrag erfahren sie, wie sich Computerspiele für ihn von Spaß zu einem Lebensinhalt entwickelt haben, wieso der Computer so viel mehr zu bieten hatte als seine Umwelt und was ihm geholfen hat, einen neuen Umgang mit der digitalen und vor allem der realen Welt zu finden. Er wird sie als Speaker begeistern.