Grußwort von Volker Beck,
Schirmherr der durch die „F. Foundation für Suchtprävention und -aufklärung“
veranstalteten Präventions-Workshops „Starke Jugend – starke Zukunft“ am 18. Oktober 2018 in Berlin
Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
Kinder und Jugendliche brauchen authentische Vorbilder. Menschen, die nicht über, sondern von etwas reden. Wer tief gefallen und wieder aus eigener Kraft aufgestanden ist, der kann nicht nur warnen, der kann berühren und zum Nachfühlen, zum Nachdenken anregen. Das ist das sicherste Mittel der Prävention, denn es gibt Heranwachsenden die Chance zur Reflexion und zur Selbsthilfe.
Darum ist das Team und sind die Präventions-Workshops der „F. Foundation für Suchtprävention – und aufklärung“ ein wichtiges Angebot. Dem entgegen steht der vorherrschende Umgang mit Sucht, Drogen und Rausch.
Sucht und Drogengebrauch sind ein Tabu in unserer Gesellschaft.
Die Suchtgefahren legaler Drogen werden verdrängt. Der Gebrauch von Drogen jenseits von Alkohol und Nikotin wird gesellschaftlich stigmatisiert und kriminalisiert. Dies konstruiert ein Tabu. Das isoliert Menschen, entzieht sie der sozialen Unterstützung aus ihrem Umfeld und erschwert eine Selbstreflektion, wenn ein Abrutschen in die Abhängigkeit droht.
Unsere Gesellschaft braucht einen anderen Umgang mit legalen und illegalen Drogen und einen nicht stigmatisierenden Umgang mit Drogengebraucher*innen. Nicht jede*r User*in ist abhängig und Abhängige brauchen nicht Strafverfolgung, sondern Unterstützung und Hilfe.
Das Tabu schützt die Sucht und nicht die Menschen vor der Abhängigkeit.
Kofi Annan hat zurecht festgestellt: „Wir müssen akzeptieren, dass eine drogenfreie Welt eine Illusion ist“ und eine Entkriminalisierung der Nutzer*innen gefordert.
Die Energie, die wir auf Strafverfolgung und Stigmatisierung verwenden, sollten wir in Stärkung der Persönlichkeit junger Menschen und in eine Kultur der Selbstachtsamkeit stecken. Das verlangt auch einen anderen Umgang mit Schwächen und Scheitern.
Keine Droge ist harmlos. Jede Droge, auch die legalen wie Alkohol, Nikotin oder die alltäglichen wie der Computer, hat unterschiedliche Suchtpotentiale und Auswirkungen auf Gesundheit und Persönlichkeit ihrer Nutzer*innen.
Die Persönlichkeit der Menschen zu stärken statt Abhängige oder Drogengebraucher*innen symbolisch an den Rand der Gesellschaft zu drängen, ist der richtige Weg um Sucht zu verhindern oder Wege aus der Sucht über Selbstheilung zu fördern.
Dieser Aufgabe hat sich die F-Foundation verschrieben: Entstigmatisierung von Betroffenen und ein erkenntnisorientierter Diskursansatz sind der richtige Ansatz für Suchtprävention und -hilfe.
Volker Beck